Die oberste Kommandostelle der britischen Truppen richtet ihr oberstes Hauptquartier für die gesamte Kriegsdauer im Departement "Pas-de-Calais" ein. Als für die Ausarbeitung von Strategien zuständige, oberste Vertretung der Befehlshaber bildet die britische, oberste Kommandostelle gleichzeitig auch eine umfangreiche, administrative Plattform für die Überwachung des logistischen Bedarfs der in den französischen und belgischen Gebieten eingesetzten Truppen. Die ursprünglich in Saint-Omer eingerichtete, oberste Kommandostelle der britischen Truppen wird ab März 1916 nach Montreuil-sur-Mer verlegt.

Bei Kriegsbeginn bietet Saint-Omer für die Eingriffe der britischen Truppen einen idealen Ausgangspunkt. Die Stadt verfügt über die notwendigen Infrastrukturen. Die britischen Soldaten werden in den meisten Fällen in Kasernen untergebracht. Allerdings leben zahlreiche Offiziere bei den Einwohnern oder in großen, speziell für sie beschlagnahmten Gebäuden. Auch nach dem Transfer der obersten Kommandostellen nach Montreuil-sur-Mer beheimatet die Region von Saint-Omer weiterhin verschiedene britische Infrastrukturen. Die Stadt Saint-Omer bleibt zudem weiterhin der Sitz der Kommandostelle der Royal Flying Corps.

Der Transfer der obersten Kommandostelle der britischen Truppen nach Montreuil-sur-Mer findet zeitgleich mit der Erweiterung der von den Briten im Departement "Nord" geführten Front statt. Dies geschieht im Rahmen neuer, strategischer Verpflichtungen. Diese kleine, befestigte Stadt wird aufgrund ihrer vorteilhaften geografischen Lage unweit der im Küstengebiet eingerichteten Zentren sowie ihrer Lage in der Mitte der Achse zwischen Paris und London ausgewählt. Täglich kommen mehrere hundert Soldaten in der obersten Kommandostelle zum Einsatz. Die Büroräume der Kommandostelle sind in den Räumlichkeiten der ehemaligen Soldaten-Vorschule "Ecole militaire préparatoire" eingerichtet worden. Im April 1919 wird der Abzug der obersten Kommdostelle der britischen Truppen aus Frankreich im Rahmen einer Zeremonie offiziell bestätigt.

Boulogne-sur-Mer und Etaples-sur-Mer werden auch zu "britischen" Städten. Zudem gilt Boulogne-sur-Mer als Hauptlandestelle der Truppen der britischen Krone. Deshalb wird der Bahnhof von Boulogne zwischen 1914 und 1916 von 1.700.000 Soldaten genutzt. Ab 1915 ist der logistische Standort von Boulogne dazu in der Lage, alle erforderlichen Mittel für 300.000 Soldaten und 100.000 Pferde bereitzustellen. Die Stadt wird zu einem kosmopolitischen Ort, in dem man insbesondere auf Kolonialarbeiter trifft, bei denen es sich in den meisten Fällen um Chinesen handelt. Aufgrund ihrer strategischen Wichtigkeit für die britischen Truppen wird die Stadt von gut 15 deutschen Luftangriffen betroffen, die zu schweren Schäden und etwa 60 Todesopfern führen.

In der Stadt Etaples befindet sich wiederum das größte britische Lager der Westfront (100.000 Personen im Jahre 1917). Diese Stätte umfasst etwa 20 Krankenhäuser, in den zahlreiche weibliche Hilfskräfte, zu denen insbesondere Krankenschwestern zählen, zum Einsatz kommen. Die Stadt Etaples, eine Kasernierungszone für durchziehende Soldaten, wird auch als Schulungslager eingesetzt. Im September 1917 wird Etaples aufgrund des unfallbedingten Todes eines Obergefreiten (der von einem Polizisten getötet worden ist) von einem mehrtägigen Aufstand der Truppen erschüttert. Dennoch wird die Ordnung innerhalb kürzester Zeit wieder hergestellt. Da sich das Lager in der Nähe eines hochstrategischen Eisenbahnnetzes befindet, wird es auch mehrfach von schweren Luftangriffen betroffen.

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  • Das britische Lager von Etaples, 1917, Plan auf Papier, © Musée Quentovic – Ville d’Etaples-sur-Mer

    Der britische Standort in Etaples erstreckt sich während des Krieges über maximal 12 km².

  • Luftaufnahme der Stadt Montreuil, 12. April 1918, Fotografie, Musée Rodière, Montreuil-sur-Mer

  • Boulogne-sur-Mer. Britische Soldaten mit Heimreiseerlaubnis gehen an Bord des Schiffs, erstes Viertel des 20. Jahrhunderts, mit Silber beschichtete Fotografie auf Papier, Koll. Historial de la Grande Guerre, Péronne

    Zahlreiche Soldaten verlassen Frankreich nach Erlangung ihrer Heimreiseerlaubnis über den Hafen von Boulogne-sur-Mer.

Das britische Lager von EtaplesLuftaufnahme der Stadt MontreuilBoulogne-sur-Mer. Britische Soldaten mit Heimreiseerlaubnis gehen an Bord des Schiffs