1916: Beginn der Rekrutierungen

Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 erklärt das Land China, das zu dieser Zeit unter dem Regime von Yuan Shikai steht, seine Neutralität. Als Yuan Shikai im Juni 1916 stirbt, entscheidet sich China dazu, auf diese Neutralität zu verzichten. Die Chinesen fühlen sich von den westlichen Mächten, die sich einen großen Teil des Landes angeeignet haben, gedemütigt. Deshalb verfolgt China das Ziel, auf internationaler Ebene anerkannt zu werden, um bei einer künftigeren Friedenskonferenz für die Erlangung einer neuen Weltordnung eine wichtigere Rolle spielen zu können. Das Land entscheidet sich dazu, sich den Briten und den Franzosen anzuschließen, jedoch bilden die Deutschen eine der wichtigsten, ausländischen Gemeinschaften in China und warten mit großen, kommerziellen Interessen auf. China will die Deutschen aber nicht durch den Versand chinesischer Soldaten zur Unterstützung der Briten und Franzosen nach Europa verärgern. Aus diesem Grunde entscheidet sich das verarmte Land dazu, keine Soldaten, sondern Arbeiter nach Europa zu schicken. Später, d. h. 1917, erklärt China Deutschland dennoch den Krieg.

Bereits im Januar 1916 beginnen die Rekrutierungen der chinesischen Arbeiter. Die Franzosen zählen hierbei zu den ersten Interessenten und am 4. Mai 1916 wird ein entsprechendes Abkommen zwischen Frankreich und China unterzeichnet. Später nehmen die Briten auch Rekrutierungen vor, die in einer sehr professionellen und fast schon militärischen Vorgehensweisen stattfinden. Diese Rekrutierung umfasst für die chinesischen Arbeiter einen Arbeitsvertrag. In diesem Arbeitsvertrag wird aufgeführt, dass der Transport, die Verpflegung, die Bekleidung und die Unterkunft für die Arbeiter übernommen bzw. bereitgestellt werden. Ein Teil des Lohns wird an die Familie gezahlt. Zu den Hauptelementen dieses Vertrages zählt die Tatsache, dass die chinesischen Arbeiter nicht direkt den Kriegsgefahren ausgesetzt werden.

Vor der Abreise müssen sich die Arbeiter einer medizinischen Untersuchung unterziehen, bei der nach bestimmten venerischen Erkrankungen, Lungenproblemen und Trachomen, einer sehr ansteckenden Augenerkrankung, gesucht werden.

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  • Ein Doktor des medizinischen Dienstes der kanadischen Armee untersucht die Augen eines der Mitarbeiter des Chinese Labour Corps in Weihai, 1917, Fotografie, Kollektion David Livingstone, Waterloo (Kanada)

    Die Briten nehmen zeitweise die Dienste der kanadischen Medizinier für Untersuchung der Chinesen in Anspruch, die sich für die Rekrutierungen für den Chinese Labour Corps bewerben. Der Hauptmann Harry Livingstone gehört zu diesen Ärzten.

  • Der Fingerabdruck eines neuen Mitarbeiters des Chinese Labour Corps wird genommen, erstes Viertel des 20. Jahrhunderts, Fotografie, Tank Museum, Bovington

    Bei der Rekrutierung werden die Fingerabdrucke der chinesischen Arbeiter genommen, zudem werden diese einer medizinischen Untersuchung unterzogen. "Der Arzt war ein Brite und war wirklich sehr aufmerksam. Wenn Sie ein Hautproblem, ein Trachom, Hämorrhoiden (?) haben oder Ihnen Zähne fehlen, haben Sie überhaupt keine Chance.", Chen Baoyu.

  • Abzeichen des Chinese Labour Corps, Beginn des 20. Jahrhunderts, Metall, Kollektion Ph. Oosterlinck – In Flanders Fields Museum, Ypres

    Dieses Abzeichen war im Grunde das einzige Symbol, das von den chinesischen Arbeitern getragen wurde. In der Vergangenheit wurden die Chinesen von den westlichen Ländern als "Coolies", als Träger oder landwirtschaftliche Arbeiter, engagiert und verfügten hierbei über keinerlei Rechte. Diese neue Rekrutierung umfasst dieses Mal einen Arbeitsvertrag.

Ein Doktor und ein chinesische ArbeiterDer Fingerabdruck eines neuen Mitarbeiters des Chinese Labour Corps wird genommenAbzeichen des Chinese Labour Corps