Alltagsleben

Im Lager wird jedem Arbeiter eine bestimmte Aufgabe zugewiesen. Deshalb gibt es hier z. B. ein für die Reinigung und ein für die Küche zuständiges Team. Alle Arbeiter bekommen eine Ration. Später können sie die Nahrung, Vorräte und Zigaretten untereinander austauschen. Sie schreiben Briefe, die aber erst nach erfolgter Zensur und einer strengen Kontrolle verschickt werden können. Die Religion der Chinesen wird respektiert. Jedes Jahr werden den Arbeitern drei Urlaubstage eingeräumt; ein Tag für das Fest der Drachenschiffe, ein Tag für das Fest des Mittelherbstes (oder auch das Mondfest) sowie ein Tag für das traditionelle chinesische Neujahrsfest.

Da sich die chinesische und europäische Kultur stark voneinander unterscheiden, treten häufig verbale wie auch nonverbale Verständigungsprobleme auf. In diesen Fällen müssen die Dolmetscher versuchen, zwischen den Chinesen und ihren neuen Landsleuten zu vermitteln. Die Tatsache, dass die Dolmetscher und die Chefs aus verschiedenen Regionen stammen und unterschiedliche Dialekte sprechen, wirkt sich nicht unbedingt begünstigend auf die jeweiligen Situationen aus.

Für die unter britischen Befehlshabern eingesetzten chinesischen Arbeiter ist das Militärrecht anwendbar. Auf dieser Grundlage werden schwere Sanktionen entschieden. Wie zum Beispiel die Sanktion Field punishment no. 1, bei der die Personen geradezu gedemütigt und an einen Pfahl oder ein Rad gefesselt werden. Teilweise werden sie zu Recht bestraft, da die Mitglieder des chinesischen Arbeiterkorps sicherlich verschiedene Übeltaten begangen haben, wobei dies insbesondere die Nachkriegszeit betrifft. Zu dieser Zeit herrscht in den zerstörten Ländern eine wahre Anarchie vor. Es kommt aber auch vor, dass die lokale Bevölkerung nicht gelöste Verbrechen den "Ausländern" ganz einfach in die Schuhe schiebt.

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  • Vonges, chinesische Kasernierungszone – die Küche, erstes Viertel des 20. Jahrhunderts, Postkarte, Kollektion Jean-François Thomassin, Vonges

    "Sagen Sie ihnen nichts Unüberlegtes oder Taktloses; machen Sie sich nicht über sie lustig; lassen Sie ihre Wut nicht an ihnen aus; beschimpfen Sie sie nicht; üben Sie keine Gewalt ihnen gegenüber aus. Sie lassen sich nichts gefallen und werden versuchen, sich zu rächen. (…)", Kommandant Defontaine, in einem Handbuch für den Einsatz von chinesischen Arbeitern der französischen Armee, 1916.

  • Drei chinesische Arbeiter posieren mit einem der ersten "Schlachtfeld-Touristen" vor den Ruinen des Hauses "Maison Van der Mersch" in Ypres, 1919, Fotografie, In Flanders Fields Museum, Ypres

    Während ihres Aufenthaltes in Europa haben die chinesischen Arbeiter regelmäßigen Kontakt mit der französischen und belgischen Zivilbevölkerung. Nach dem Krieg, als sie für die Reinigung der Schlachtfelder eingesetzt werden, treffen sie auch auf die ersten Touristen, die zur Besichtigung der Schlachtfelder angereist sind.

  • Verzierte Granatenhülsen, erstes Viertel des 20. Jahrhunderts, Metall, In Flanders Fields Museum, Ypres

    Die Chinesen verbringen ihre Freizeit mit unterschiedlichsten Beschäftigungen, wie man an diesen Granatenhülsen sehen kann. Eine dieser Hülsen trägt die Aufschrift "Cambrai", die andere die Aufschrift "Saint-Quentin". Sie haben ebenfalls Anspruch auf Alphabetisierungskurse, die vom Verband YMCA (Young Men Christian Association) bereits zu Beginn des Krieges in den Kantinen oder Erholungsstätten der britischen Truppen angeboten werden.

Vonges – Cantonnement chinois – la cuisineDrei chinesische Arbeiter mit ihrem KommandantVerzierte Granatenhülsen