Der Krieg nähert sich

Der Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien ist gekennzeichnet durch Gewalt gegenüber der Zivilbevölkerung, die verdächtigt wurde, Partisanen, “Franktireure“, zu verstecken. Diese schnell aufgedeckten und überall bekanntgewordenen „Gräueltaten“ und die Angst vor Zerstörungen sind der Grund dafür, dass anderthalb Millionen Belgier in die Niederlande, nach Frankreich und Großbritannien gehen.

Der Anblick dieser ersten Flüchtlinge, die Erinnerung an 1870 und der Umzug der Behörden (die belgische und die französische Regierungen ziehen um, Bürgermeister verlassen ihre Gemeinde) veranlassen die Zivilbevölkerung aus Nordfrankreich, sich ihrerseits ebenfalls auf den Weg zu machen. Mit dem Vorrücken der Front setzt also eine bedeutende Massenflucht ein, die die Behörden so gut wie nicht im Griff haben.

Der Fluchtweg richtet sich nach den vorhandenen Unterbringungs- und Transportmöglichkeiten. Wenn auch die reichsten Leute mit dem Auto fahren können, so müssen viele jedoch zu Fuß fortgehen und die mit ihrer Habe vollbepackten Karren ziehen.

Wohin sollen sie gehen? Die meisten gehen nicht weit fort, gerade so weit, dass sie während der Kämpfe geschützt sind und nachher, wenn sich die Front stabilisiert hat, leichter zurückkommen können. Beinahe eine Million Belgier zum Beispiel kehrt heim.

Andere wiederum, vor allem aus der bürgerlichen Oberschicht, ziehen es vor, sich den Krieg über weit von der Front weg anzusiedeln. So wird ihr Fortgehen zum Exil.

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  • Picardische Flüchtlinge, die dem Feind flüchten und ihr Hab und Gut sowie ihr Vieh mit sich nehmen, erstes Viertel des 20. Jahrhunderts, Fotografie, Departement-Archiv "Archives départementales de l’Aisne" – (côte FRAD002 22 Fi Guerre 1914-1918 13)

    Die Picarden flüchten auch vor den voranschreitenden, deutschen Truppen, denen Gerüchte über über an belgischen Zivilpersonen begangenen Schreckenstaten vorausgehen.

  • Belgische Flüchtlinge in Holland auf dem Weg zu den Gebäuden, in denen sie versorgt werden sollen, Fotografie, Auszug aus Illustrierte Zeitung, Volumen 1, Juli-Dezember 1914, Departement-Archiv "Archives départementales de l’Aisne" – (côte FRAD002 G 2561)

    Die Anzahl der in die Niederlande geflüchteten Belgier wird im November 1914 auf etwa 1 Million geschätzt.

  • Ein belgischer, weiblicher Flüchtling mit seinem Kind, Fotografie, Auszug aus "Panorama de la Guerre", Band 1, 1914, "Caverne du Dragon-Musée du Chemin des Dames", Aisne

Picardische Flüchtlinge, die dem Feind flüchten und ihr Hab und Gut sowie ihr Vieh mit sich nehmenBelgische Flüchtlinge in HollandEin belgischer, weiblicher Flüchtling mit seinem Kind