Bild des Internierten

Der in Frankreich internierte „Ausländer“ ist ein Mensch ohne Gesicht: die Zensur passt auf, weder von Einzelpersonen noch von Lagern werden Fotos veröffentlicht.

Die deutsche Presse, mit Ausnahme der im besetzten Frankreich vertriebenen Zeitung „La Gazette des Ardennes“ sagt kein Wort über Gefangenenlager für Zivilisten in Deutschland. Hierbei handelt es sich um Einrichtungen, der nur spät bekannt werden.

Die Deportation von Arbeitskräften findet man dagegen öfters in der Presse. Der Fall von Lille ist beredt: Die Presse berichtet von neuen Opfern der deutschen Grausamkeiten und beharrt hierbei insbesondere auf der Tatsache, dass die Frauen, unschuldige Opfer des Krieges, den Soldaten gegenüber geradezu hilflos ausgeliefert sind. Diese Deportation wird übrigens sehr schnell in „Deportation der Einwohnerinnen von Lille“ umbenannt.

Erst viel später wird in Frankreich durch das Gesetz vom 14. März 1936 eine Medaille für „Zivilgefangene, Deportierte und Geiseln des 1. Weltkriegs“ geschaffen. Sie wird mehr als 10 000 Personen verliehen, die dadurch jedoch kein Anrecht auf finanzielle Unterstützung bekommen. Ihnen wird auch nicht dieselbe Anerkennung der Nation wie den im Kampf gefallenen Soldaten gewährt.

In Belgien muss der Deportierte nachweisen, dass er nicht freiwillig für die Deutschen gearbeitet hat, damit er die von einer nationalen Anerkennungskommission zugeteilte Sonderzuwendung erhält.

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  • Forain Jean-Louis (1852-1931), Die Deportationen im Departement "Nord", 1916, Lithographie, Koll. "Historial de la Grande Guerre", Péronne © Y. Medmoun

    Jean-Louis Forain bezieht sich auf die Deportation von zivilen Geiseln nach Deutschland im Dezember 1916. Sie werden von den deutschen Behörden als Druckmittel auf Frankreich verwendet, wobei die Deutschen seit Kriegsbeginn mit den Franzosen über das Schicksal der deutschen, in den französischen Lagern internierten Zivilpersonen verhandeln.

  • Boutry Edgar (Bildhauer, 1857-1938), Alleman Jacques (Architekt, 1882-1945), "Monument aux Lillois" (Monument für die Liller), © Daniel Rapaich, Ville de Lille

    Dieses Monument wurde im Jahre 1927 eingeweiht und ist den Liller Soldaten und der Liller Zivilbevölkerung gewidmet. Auf einem als "Les captifs" (die Gefangenen) bezeichneten Tiefrelief werden die bewegten Bevölkerungen dargestellt.

  • Medaille der Zivilgefangenen, Deportierten und Geiseln des Ersten Weltkrieges, erstes Viertel des 20. Jahrhunderts, Bronze, "Caverne du Dragon-Musée du Chemin des Dames", Aisne

    Auf dieser Medaille wird eine Frau dargestellt, die den Kopf senkt, deren rechtes Handgelenk angekettet ist und aus deren linker Hand eine Fackel, die als Symbol für das Heim, das sie verlassen muss, auf den Boden fällt. Im Hintergrund sieht man die noch qualmenden Ruinen.

Les déportations du Nord. Ce n’est pas encore ça qui vous fera prendre Verdun !Das Monument ist den Liller Soldaten und der Liller Zivilbevölkerung gewidmetMedaille der Zivilgefangenen, Deportierten und Geiseln des Ersten Weltkrieges