Zusammenleben

Praktisch während der gesamten Dauer des Ersten Weltkrieges leben die Einwohner der im Hinterland der Front gelegenen Ortschaften und Städte mit den Truppen zusammen. Diese Beziehungen führen eine neue Bedarfslage mit sich. Die Zivilbevölkerung nutzt die Anwesenheit der Soldaten auf Erholungsgang dazu, sich über den Verkauf von Lebensmitteln oder Getränken Geld zu verdienen. Beispielsweise wird in Französisch-Flandern ein Anstieg der Anzahl an "Estaminets", typischen Bistros der Region, verzeichnet.

Die Militärbehörde musste einen Rahmen für diese Beziehungen vorgeben. Der Verkauf von Alkohol, Geldspiele oder auch Prostitution sind verboten. Ganz unweigerlich entstehen hierbei Spannungen, die auf der Beschlagnahmung von Grundstücken, der Verwüstung der Ernte, dem Anstieg der Kriminalität oder auch auf der Rationierung von Ressourcen beruhen. Allerdings bedeutet der Kontakt mit der Zivilbevölkerung für die Soldaten, insbesondere bei einer Unterbringung bei den Einwohnern, eine willkommene Ablenkung und einen willkommenen Komfort nach den schrecklichen Erlebnissen in den Kriegsgräben.

In den Sektoren, in denen die ausländischen Truppen und insbesondere die britischen Truppen stationiert sind, müssen sich die Zivilbevölkerung und die Soldaten an eine neue Sprache und eine neue Kultur gewöhnen. Die Einwohner der Städte und Ortschaften entdecken hierbei auch die Alltagsprodukte, die von den Armeen importiert werden, wie zum Beispiel die traditionellen Konserven mit Corned Beef. Dieses Zusammenleben bietet der Bevölkerung gleichzeitig die Möglichkeit, zum ersten Mal vom anderen Ende der Welt, aus dem gesamten Britischen Reich oder auch aus den französischen Kolonien stammende Soldaten zu treffen.

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  • Descamps Henri-Maurice (1878-1965), Britische Soldaten in der Kasernierungszone, 1914-15, Glasplatte, "Fonds photographique patrimonial Descamps" – Stadt Cassel

    Bei ihren Aufenthalten im Hinterland der Front werden die Soldaten teilweise in Siedlungen oder unweit von Siedlungen kaserniert. Folglich treffen sie regelmäßig mit der Zivilbevölkerung zusammen. Diese nutzt diese Situation teilweise für den Handel aus.

  • Caron Achille (1888-1947), Das Café der Flüchtlinge und Vertriebenen, Baracke in der Nähe des Gewölbes mit britischen und französischen Soldaten, erstes Viertel des 20. Jahrhunderts, Glasplatte, © Musée Quentovic – Ville d’Etaples-sur-Mer

    Obwohl der Alkoholverkauf strengen Richtlinien unterliegt, gibt es in den Kasernierungszonen oder in der Nähe dieser Zone verschiedene Cafés. Hier sieht man eine Barackensiedlung des Lagers von Etaples (Pas-de-Calais), die in das "Café des réfugiés" umgewandelt worden ist.

  • Descamps Henri-Maurice (1878-1965), Ein Umzug indochinesischer Soldaten auf dem Platz "Grand Place de Cassel" Anfang 1919, 1919, Fotografie, © Cassel, Museum "Musée départemental de Flandre"

    Nach Ende des Konfliktes werden nicht alle Soldaten umgehend abgezogen. Dieser Vorgang erstreckt sich über mehrere Monate. Ehemalige Kämpfer und die Zivilbevölkerung treffen folglich weiterhin aufeinander, wie in diesem Beispiel, in Cassel, anlässlich einer Feierlichkeit (wahrscheinlich dem Chinesischen Neujahrsfest).

Britische Soldaten in der KasernierungszoneDas Café der Flüchtlinge und Vertriebenen, BarackeEin Umzug indochinesischer Soldaten