Pilgerungen und Tourismus während des Krieges

Der Erste Weltkrieg versetzt zahlreiche Familien in Trauer und führt zur Zerstörung von Ortschaften und Landschaften über eine Strecke von mehreren einhundert Kilometern von der Nordsee bis an die Schweizer Grenze. Dieses Chaos führt zur Entstehung neuer Fortbewegungsarten, selbst vor dem tatsächlichen Ende des Kriegsgeschehens.

Einigen Familien gelingt es, das Grab eines Familienangehörigen aufzusuchen. Diese Pilgerungen werden zunächst nach vorheriger Genehmigung der Militärbehörden, die die gesamte Zone der Front kontrollieren, organisiert. Diese Reisen sind nur dann möglich, wenn die Kämpfe sich in ein ausreichend weit entfernte Gebiet verlagert haben, damit der Besuch mit einem Minimum an Sicherheit stattfinden kann, oder auch wenn der Familienangehörige im Hinterland der Front beerdigt worden ist.

Parallel hierzu reisen einige wenige Touristen zu den ehemaligen Schlachtfeldern, um die Folgen des Krieges mit eigenen Augen zu sehen. In Frankreich gibt die Firma "Michelin", die vor allem in der Herstellung von Reifen und Straßenkarten tätig ist, im Jahre 1917 einen ersten Reiseführer für die Schlachtfelder der Schlacht an der Marne "Guide illustré Michelin des champs de bataille sur la Marne" (6. bis 13. September 1914) heraus. Obwohl das Kriegsgeschehen unweit dieses Gebietes weiterhin zu zahlreichen Opfern führt, ermöglicht dieser Reiseführer es den Touristen, die Orte zu entdecken, an denen die französischen Armee mit ihren Alliierten dem Großangriff der deutschen Armee zu Kriegsbeginn standhalten konnte. Nach Kriegsende sind neue Ausgaben des Michelin-Reiseführers für die verschiedene Frontzonen herausgegeben worden. Bestimmte Ausgaben sind in die englische und deutsche Sprache übersetzt worden.

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  • Auf dem Weg nach La Noüe, 12. Mai 1917, Fotografie, "Caverne du Dragon-Musée du Chemin des Dames", Aisne

    Auf dieser Fotografie sieht man die Pilgerung von Frau Vernes, der Mutter eines französischen Luftfahrzeugführers, dessen Flugzeug am 24. März 1917 im Departement "Aisne" abgestürzt ist. Sie hat einen Passierschein beantragt und erhalten, um die Grabstätte ihres Sohnes aufsuchen zu können. Nach Kriegsende wird pro Familie ein Monument an der Stelle der provisorischen Gräber errichtet.

  • Werbeplakat für die Michelinreiseführer für Schlachtfelder "Guides illustrés Michelin des champs de bataille" , erstes Viertel des 20. Jahrhunderts, Plakat, Patrimoine Historique Michelin © Michelin, Clermont-Ferrand

    Die Firma Michelin unterstützt mit der Herausgabe der Reiseführer für Schlachtfelder"Guides illustrés des champs de bataille" eine wichtige Kommunikationskampagne. Hier sieht man das Plakat, das für die Ausgabe über das Thema "L’Alsace et les combats des Vosges" (Das Elsass und die Kämpfe in den Vogesen) im Jahre 1920 wirbt.

  • "Illustrated Michelin Guides to the battlefields (1914-1918). The Somme, volume 1, The First Battle of the Somme (1916-1917)", 1919, Buch, Koll. Historial de la Grande Guerre © Y.Medmoun

    Hierbei handelt es sich um die englischsprachige Ausgabe eines "Guides illustrés Michelin des champs de bataille".

Auf dem Weg nach La NoüeWerbeplakatIllustrated Michelin Guides to the battlefields. The Somme